AMERICAN DREAM BRANDS
AMERICAN DREAM BRANDS

Tradition. Authentizität. Originalität. Keine dieser drei Eigenschaften kann man kaufen und es gibt nur ganz wenige Marken, die diese Merkmale so sehr prägen wie Alpha ­Industries und Champion. Beide Namen sind das Ergebnis erfolgreicher Zeiten lokaler Amerikanischer Produktion und beide hatten großen Einfluss auf die Bekleidung und das gesamte Erscheinungsbild des sogenannten Americana, ehe sie dann Trendsetter wurden.

Alpha Industries und Champion feiern in diesem Jahr ihren 60. bzw. 100. Geburtstag. Wir sprachen mit den beiden wichtigsten Säulen der amerikanischen Fertigungsindustrie über ihren Wandel von ursprünglich eher klassischen utilitaristischen Designs hin zu erfolgreichen Mode-Institutionen.

Champion wurde 1919 ursprünglich unter dem Namen Knickerbocker Knitting Company in Rochester, New York gegründet. Zunächst statteten sie College Sport Teams aus – beginnend mit dem Michigan Wolverines Football Team. Das sprach sich schnell rum und schon bald stellte das Label auch für viele andere College Teams die Ausrüstungen her. In den darauf folgenden Jahrzehnten wurde das Unternehmen in Champion Knitting Mills Inc. umbenannt. Sie entwickelten das urheberrechtlich geschützte Reverse Weave und Mesh Fabrics – Stoffe, die von vielen anderen Marken imitiert wurden. Da die Nachfrage nach einem Stoff, der so gut vor jeglichen Witterungsbedingungen schützt, bei vielen Sportlern und Arbeitern anstieg, entwarf Champion einen Kapuzenpullover, der heutzutage besser bekannt ist als Hoodie. Der legendäre Hoodie aus Reverse Weave wird seit 2018 dauerhaft im Museum of Moder Art in New York City ausgestellt.

Für Champion war es nie von Bedeutung, in Szenen wie Graffiti oder B-boying bekannt zu werden, also wurden andere Zielgruppen auf sie aufmerksam. Eine ähnliche Laufbahn hatten auch Polo Ralph Lauren, Timberland oder Dickies. Sie alle waren plötzlich in der Skateboard und Hip-Hop-Szene heiß begehrt.

Die hohe Nachfrage auf strapazierfähige Materialien und die Erfolge im Bereich Sportkleidung, wie zum Beispiel die Ausstattung des amerikanischen Basketball Olympia Teams in 1992 – das Dream Team mit Michael Jordan, Magic Johnson, Patrick Ewing und weiteren Legenden – führten dazu, dass Champion nicht nur als Hersteller sondern auch als Kultmarke bekannt wurde.

Champion CEO Joseph Monahan erklärt uns, worauf es ihm heutzutage bei seiner Marke ankommt: „Kollaborationen, Limited Editions und Spezialanfertigungen haben einen großen Stellenwert bei uns!", was man an Partnerschaften mit Supreme und Vetements oder erst kürzlich mit Ronnie Fieg’s Kith sehen kann. In Japan ist der zuvor genannte Reverse Weave ein beliebtes Kapitel in Champions Historie. Die Reverse Weave­Produkte sind in Tokyos Vintage Stores und Franchise Läden wie BEAMS und United Arrows weit verbreitet. Das wieder erkennbare C wurde zum international gefeierten Markenlogo.

Während Champion in den Bereichen Contemporary Fashion und Streetwear heutzutage eine große Rolle spielt, erinnert uns Monahan daran, dass auch der Ursprung und die Tradition der Marke immer noch deutlich spürbar sind. „Unsere Marke ist ihrer Tradition immer treu geblieben. Sie ist das Herzstück unseres Unternehmens. Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir einige Stücke aus unseren ersten Kollektionen einfach ein bisschen umändern müssen, damit sie heutigen Trends entsprechen.", so Champion CEO Joseph Mobahan.

Wir springen 40 Jahre zurück ins Jahr 1959 – das Jahr, in dem Alpha Industries in Knoxville, Tennessee gegründet wurde. Obwohl die Marke auf dem Papier erstmalig 1959 in einem U.S. Militärvertrag offiziell genannt wurde, entstand Alpha eigentlich aus einem Konglomerat aus drei Produktionsunternehmen – Superior Tags Corporation, Rolen Sportswear und Dobbs Industries.

Aber wie genau kommt eine Militärjacke jetzt in den Kleiderschrank der Zivilbevölkerung? Eine Theorie ist, dass am Ende des Vietnam Krieges einige der 500.000 Jacken, die Alpha jährlich für das Militär produzierte in militärischen Auffanglagern gelandet sind. Bei denjenigen, die die Jacken während des Krieges trugen war ihr Ansehen schon enorm. Die Nachfrage nach der Made in USA- Qualitätsjacke stieg schon bald weiter an. Dieser Übergang von der Militäruniform hin zum Modeartikel kann an einige gegenkulturelle Momente geknüpft sein, erklären Ben Birkl und Matthew Pantoja von Alpha ­Industries: „Im Laufe der Jahre, wurden aus vielen militärischen Kleidungsstücken in der Modewelt anerkannte kultige und moderne Outfits. Es gab die Hippie- Bewegung in den 70ern, in der die Menschen die M-65 trugen und als Friedensbotschaft nutzten während sie gegen den Krieg demonstrierten. Robert De Niro’s Rolle hatte den Feldmantel in Taxi Driver an; Arnold Schwarzenegger trug den Klassiker im Kultstreifen The Terminator. In den späten 80ern und frühen 90ern gehörte die Jacke zu praktisch jedem Hip-Hop Outfit. Public Enemy, Wu-Tang Clan, Mobb Deep, Nas und Notorious B.I.G. – sie alle trugen die M-65."

Die Alpha Jacken wurden genauso zum Symbol des amerikanischen Patriotismus wie die Presidenten George W. Bush und Bill Clinton, sowie Prominente von Marilyn Monroe bis Kanye West. In den 90er Jahren hat Alpha sein Produktangebot deutlich erweitert, um diesen neuen bürgerlichen Kunden zu befriedigen.

Parallel zu der Entwicklung von Champion bemerkt Mike Cirker, CEO von Alpha Industries’ in einem Alpha Werbevideo: „Es war immer mein Ziel und meine Vision aus Alpha ein Modelabel zu machen. Damit wir aus dieser Geschichte und dieser Authentizität etwas modetechnisch relevantes machen können.” Auch heute verfügt Alpha laut Birkl und Pantoja noch über ein gut erhaltenes Archiv von historisch relevanten Stücken, die auch weiterhin über zeitgenössische Designs informieren können. „Wir archivieren immer noch Hunderte Stücke in unserem Lager in Knoxville, Tennessee – die Fabrik in der alles begann. Außerdem haben wir eine Online Datenbank, mit der wir jedes einzelne Model referenzieren können wenn wir sie brauchen. Wir sind immer auf der Suche nach seltenen und außergewöhnlichen Stücken, die wir in unser Archiv mit aufnehmen können."

Alpha und Champion gewinnen beide gerade neue Zielgruppen, als Ergänzung zu den Stammkunden, die ihnen schon seit Jahrzehnten treu sind. Beide Marken sind flexibel und passen sich den ständig wechselnden Trends und Märkten an. Der Erfolg dieser amerikanischen Urgesteine basiert auf Authentizität und Originalität, zwei Dingen, die man nicht kaufen oder fälschen kann.

Text: Chris Danforth

Besuche Alpha Industries und Campion auf der SEEK vom 2. bis 4. Juli in Berlin. Tickets gibt es hier!